Europavermittlung in Brandenburg
Thesen und Empfehlungen
Aus der Auswertung der Gesamtveranstaltung ergeben sich aus Sicht des Trägers folgende Schlussfolgerungen für die Vermittlung des Themas Europa in Brandenburg.
- Das Projekt zeigt die dringende Notwendigkeit auf, innovative Projekte der Europavermittlung auch dezentral zu veranstalten. Diese Bemühungen müssen aber politisch und institutionell stärker unterstützt werden, da sie nicht als alleinige Aufgabe der Zivilgesellschaft zu sehen sind (Institutionen und Politiker/-innen zeigten kaum Präsenz).
- Auch bei interessierten Jugendlichen offenbaren sich erhebliche Informations- und Wissensdefizite in Bezug auf das Thema EU und Europa. Die Vermittlung des Themas in der formalen Bildung ist auf den Prüfstand zu stellen. Jugendliche kritisierten im Rahmen einer Podiumsdiskussion „Bildung für Europa" hier die Geschichtslastigkeit und dass die Geschichte anderer europäischer Länder überhaupt nicht behandelt wird. Während des Festivals fanden zwei zukunftsorientierte Workshops statt (Zukunftsreise und Szenariomethode). Dieser Ansatz kam bei den Teilnehmer/-innen besonders gut an und führte zu fruchtbaren Diskussionen.
- Probleme scheint es auch in der Didaktik zu geben. Viele Jugendliche kritisierten, dass das Thema im Schulunterricht nicht an praktischen Beispielen behandelt wird. Die Teilnehmer/-innen lobten ausdrücklich die interaktiven Methoden wie Kurzsimulationen und Arbeiten mit kreativen Methoden in den Festival-Workshops. Hierbei handelt es sich um Arbeitsformen moderner politischer Bildung. Es sollte überlegt werden, wie diese Formen der Vermittlung Eingang in die Schulbildung halten können. Hierbei empfehlen wir die Förderung von Schnittstellen zwischen formaler und nicht-formaler (politischer) Bildung.
- Bei vielen Jugendlichen offenbarten sich auch mangelndes Wissen und problematische Einstellungen in Bezug auf außereuropäische Realitäten. Die in diesem Bereich angebotenen Workshops stießen auf hohes Interesse (Europa und die Globalisierung, Festung Europa?), allerdings offenbarten sich hier auch problematische, latent rassistische Einstellungen. Bei der Europavermittlung sollte Europa auch "von außen" gedacht werden. Dabei ist es wichtig, historisch die Konstruktion europäischer Identität in Zusammenhang mit europäischer Kolonialgeschichte zu reflektieren und gegenwarts-bezogen das Thema Europa im Kontext globaler Entwicklungen zu betrachten.
- Das Projekt zeigt aber auch, dass Jugendliche für das Thema Europa interessiert und motiviert werden können. Dabei ist es wichtig, sie in ihren Interessen ernst zu nehmen und das Thema greifbar zu vermitteln. Große Potentiale liegen hierbei auf im europäischen Austausch, der aber zu selten im Sinne politischer Bildung gestaltet wird.