Partizipation ist zu einem Schlüsselwort im Diskurs über Demokratie geworden, z.B. als zentrales Leitprinzip im White Paper on Governance der Europäischen Kommission. Dabei bezieht er sich abstrakt auf bürgerschaftliches Engagement und konkret auf die Einbeziehung der Zivilgesellschaft in die Entscheidungsfindung. Es geht darum, Top-Down-Prozesse in so genannte „Entwicklungen von unten" umzuwandeln. Partizipation wird so zum Instrument, demokratische und zivilgesellschaftliche Strukturen zu stärken.
Bei der abstrakten Verwendung des Begriffs darf man allerdings nicht vergessen, dass Partizipation immer in konkreten Kontexten und in Hierarchien stattfindet. Es gibt eine Instanz, die partizipieren lässt und Betroffene, die unter bestimmten Bedingungen partizipieren. Partizipation bedeutet dabei zunächst Teilhabe im weitesten Sinne, was sich auf sehr unterschiedliche Beteiligungsformen beziehen kann, von der Konsultation über das Recht zur Mitentscheidung bis hin zu Möglichkeiten der Mitgestaltung.
Jugendpartizipation stellt Schnittstellen und Reibungsflächen zwischen Jugend- und Erwachsenenwelt her. Dies bedeutet ein spezielles Verhältnis, bei dem „gleiche Augenhöhe" nicht einfach herstellbar ist und Jugendliche die Erfahrung machen können, dass sie nicht unbedingt ernst genommen werden oder auch instrumentalisiert werden. Jugendpartizipation kann keine Einbahnstraße sein, da Erwachsene Anteil an der Kultur der Jugendlichen nehmen müssen, um überhaupt in Dialoge eintreten zu können. Vor allem dürfen keine Illusionen bei Jugendlichen geweckt werden, sonst kann Partizipation zu einer frustrierenden Erfahrung werden und Verdrossenheit erzeugen.
Jugendliche sollten dementsprechend - je nach individuellen Voraussetzungen und Partizipationskontext - vorbereitet, qualifiziert und begleitet werden. Möglichkeiten und Grenzen müssen transparent gemacht werden, Partizipation von Erwachsenen und Jugendlichen als Lernprozess begriffen werden. Partizipation bietet auf der anderen Seite vielfältige Lernmöglichkeiten und vor allem konkrete Lernanlässe zum Training wichtiger Schlüsselkompetenzen:
Partizipation bietet somit Gelegenheiten zum Erlernen grundlegender bürgerschaftlicher Kompetenzen, die ideale Lernräume für politische Jugendbildung darstellen, um etwa demokratische Strukturen zu begreifen. Umgekehrt kann politische Bildung durch Information und Qualifikation partizipative Prozesse stärken und zu ihrer Nachhaltigkeit beitragen.
Partizipation kann sinnvoll nur in konkreten Kontexten gefördert werden, wo ein konkreter Rahmen zur Mitwirkung und eine Basis für Engagement besteht. So bietet Schulmitwirkung ein ideales Lernfeld, da Möglichkeiten und Grenzen der Partizipation in den Schulvorschriften klar umrissen sind. Schule ist außerdem ein Raum der für die Lebenswirklichkeit von Jugendlichen besonders wichtig ist, in dem sie sich auskennen und der Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Schüler können sich für Mitschüler durch Aktionen und Projekte engagieren und ihre Interessen in den Schulgremien (Fachkonferenzen, Schulkonferenzen) vertreten. Schülermitwirkung ist darüber hinaus auf Bezirks- und Landesebene organisiert. In Brandenburg beispielsweise kann der Landesschülerrat durch Mitwirkung im Landesschulbeirat Einfluss zur Schulpolitik Stellung nehmen. Gerade in den neuen Bundesländern werden diese Möglichkeiten der Beteiligung wenig genutzt. Schülervertretungen sind nach Angabe des Landesschülerrats eher als Störfaktoren, denn als konstruktives Element von Schulentwicklung angesehen. Das Lernpotential von Schülerbeteiligung wird pädagogisch nicht ausreichend reflektiert, auch nicht in der Lehrerausbildung.