Dem Band, dessen Beiträge teils auf drei internationale Workshops, teils auf ein Forschungskolloquium in Potsdam zurückgehen, liegt der Anspruch zugrunde, dass sich durch die beziehungsgeschichtliche Betrachtung öffentlicher Erinnerung für sicher geglaubte Befunde erinnerungskultureller Forschung als einseitig erweisen und rekontextualisiert werden müssen. Dies setzt jedoch voraus, Diskurse über die NS-Vergangenheit ausgehend vom Material und den zeitgenössischen Bedingungen seiner Veröffentlichung zu analysieren, nicht als nationale über ‚Identität‘, sondern unter Einbeziehung des europäischen Kontexts. Die Problematisierung der dominanten kulturwissenschaftlichen Konzepte Gedächtnis und Generation, durch die Kommentierung eines bisher nicht übersetzten Textes von Maurice Halbwachs und eine Analyse der Rezeptionsgeschichte von Karl Mannheims „Das Problem der Generationen", bildet den Rahmen für Fallstudien literarischer ‚Vergangenheitsbewältigung‘, für Untersuchungen literarischer und medialer Strategien zur Legitimierung von Diskursen als ‚authentisch‘ und der asymmetrischen Verflechtung in der Abgrenzung öffentlicher Erinnerung an den Nationalsozialismus in Ost und West. Der Band will weitere Forschung anregen.
Frank Voigt und Konstantin Baehrens: Kurzpräsentation der Beiträge zu Halbwachs‘ ‚Gedächtnis‘- und Mannheims ‚Generationen‘-Begriff
Ulrike Schneider: Thematisierung des Holocaust in der DDR-Zeitschrift Neue Deutsche Literatur
Christian Ernst: Der Vergleich von Erich Kubys und Franz Fühmanns Entwürfen für einen Weiße Rose-Film
Magdalena Saryusz-Wolska: Einführung in den europäischen Kontext von Andrzej Munks Film 'Die Passagierin' (1961/63)
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Selma Stern Zentrum für jüdische Studien Berlin-Brandenburg statt.
Vier der acht Herausgeber*innen sind langjährige Mitglieder bei Zeitpfeil.