Erinnerungsort Auschwitz

In der LITERATUR

 

 

„Wir haben diesen AutorInnen einen Raum in einem Seminar gegeben, dass u.a. zeigen wollte, wie der Begriff Auschwitz in der deutschsprachigen Literatur eingesetzt, an welcher Stelle er bearbeitet wird. Es ging uns dabei nicht um eine allgemeingültige Aussage zur deutsch-jüdischen Literatur, aber wir wollten eine alternative Stimme hören."
Katja Kahle / Sandra Schramm


Auschwitz in den Texten jugendlicher Opfer: „Die Gefangenen mussten alles im Laufschritt erledigen, ihre Tätigkeiten wurden stets vom Geschrei der Wachhabenden begleitet. Auch von Hunden ist vielfach die Rede. Wenn das Lager beschrieben wird, nehmen neben dem Lärm auch die Beschreibungen des Geruchs bzw. Gestanks oder Rauches (der Schornsteine) und die endlose Zahl der Baracken und der darin inhaftierten Menschen eine zentrale Rolle ein."
Anja Grabow


„[...] erhofften wir uns mit der Beschäftigung der Texte im Workshop die von uns, besonders im Text von Adelsberger, festgestellte Emotionslosigkeit in den beschriebenen Bildern zu klären und mit Emotionen unsererseits füllen zu können. Aber durch die Auseinandersetzung mit den Texten konnte bei uns nur eine Ausweitung und Deutlichwerdung der Bilder resümiert werden, während ein Ansatz von Emotionen dann erst durch die Besichtigung der Lagerkomplexe spürbar wurde." Ramona Hönke


„So müssen wir auch tatsächlich für den Workshop resümieren, dass Auschwitz mehr Zeit und Raum in der Gesellschaft, im persönlichen Umgang damit und für die Zukunft erfordert, als wir sehr wahrscheinlich jemals haben werden."
Ramona Hönke


In der WAHRNEHMUNG der TEILNEHMERINNEN

„Viktor Capesius war ab Februar 1944 als Apotheker im Konzentrationslager Auschwitz tätig. Angesichts der vielen Informationen, die wir im Vorfeld über Capesius, den Lagerapotheker, gesammelt hatten, forschten wir auch bei unserem Besuch in der Gedenkstätte des Auschwitzer Stammlagers nach und versuchten die Baracke, in der einst die Lagerapotheke untergebracht war, aufzusuchen."
Kathrin Dowall / Thomas Gutke


„Der Museumscharakter des Stammlagers verhinderte das Aufkommen einer zu übermächtigen Emotionalität, dennoch gab es sehr bewegende und überwältigende Momente, in denen das Geschehene allgegenwärtig wurde."
„Ein weiterer, besonders auffälliger Aspekt war der Geruch von Verbranntem. Wir dachten zuerst, der Ort Auschwitz, dem wir uns (geografisch) näherten, würde unsere Wahrnehmung beeinflussen. Erst im Nachhinein erfuhren wir, dass es sich lediglich um das Verbrennen von Kartoffelkraut seitens der Bauern handelte."
Anja Lehmann / Jaqueline Strehmel


„Irritiert von israelischen Besuchergruppen, verwirrt und von Informationen überflutet schien es gar so, als müsse jeder einzelne aus unserer Gruppe sich selbst einen eigenen Weg in die Vergangenheit suchen. Dennoch blieben entstehende Fragen unbeantwortet. '2 Millionen Juden....ermordet? Wie stellt man sich eine solche Zahl vor?' Schuhe, Haare, Brillen, Töpfe als Relikte eines wahnsinnigen Massenmordes. Es war schrecklich, zugleich aber abermals unfassbar. Unsere Bilder wurden Wirklichkeit, doch das Auge gewöhnte sich schnell, zu schnell [...] Erst als wir in das Gebet einer jüdischen Besuchergruppe platzten, konnten wir uns plötzlich dem Ort emotional öffnen. Wir weinten und stellten uns die Frage 'Warum'?"
Nadja Bienge


„Vielleicht kann man sagen, dass es uns ein bisschen in uns selbst führte. Antworten fanden wir nicht, dafür zahlreiche neue Fragen und das finden wir gut."
Nadja Bienge / Ramona Hönke

In der GESCHICHTE nach 1945

„In der Studentenbewegung wurde Auschwitz zum Symbol für Ausbeutung, Entfremdung und Dehumanisierung. Es wurden Parallelen zwischen Auschwitz und Vietnam gezogen. So wurden zum Beispiel in Dachau bei einer gewerkschaftlichen Kundgebung amerikakritische Tafeln angebracht mit der Aufschrift 'Vietnam ist das Auschwitz Amerikas'."
Isabell Peuker / Markus Scharrer


„Angesichts der milden Urteile war der Prozess damit für die Opfer von Auschwitz nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein."
Kathrin Dowall / Thomas Gutke